Was ist AV Adjust? | Steckbrief und Versionshistorie |
..begann im Sommer des Jahres 2002, als eine Handvoll Leute unabhängig voneinander anfingen, über das Internet nach einem unvergesslichen Kinoerlebnis aus Kindheitstagen zu suchen: dem 1969 in den Tokioter Toei-Studios entstandenen Zeichentrickfilm "Der gestiefelte Kater" (Nagagutsu wo haita neko). Dieses 80-minütige farbenprächtige Kinomärchen war der erste große Welterfolg und der internationale Durchbruch der inzwischen allgegenwärtigen japanischen Trickfilmkunst. Und für viele ist er bis heute einer ihrer schönsten Vertreter. Dennoch - seit dem Ende der 70er Jahre konnte sich kein Kinoverleih dazu durchringen, diesen Film noch einmal aufzuführen. Und nachdem er am 31.12.1985 letztmalig im Fernsehen gezeigt wurde, ist dieser Klassiker vollständig aus den deutschen Medien verschwunden.
Dank Internet und weltweiter Einkaufsmöglichkeiten ist es nicht allzu schwer, den Film an sich zu finden. Seit einigen Jahren kann man ihn im japanischen Originalton auf DVD bestellen, er wurde in der englischen Synchronfassung mehrfach in den USA auf VHS-Kassette veröffentlicht, sogar in Russland gibt es ihn auf DVD, und mit einer guten Portion ebay-Jagdglück lässt er sich auch auf deutsch auftreiben, nämlich in Form der seinerzeit von der Firma Toppic unter dem BRD-Kinotitel "Perix der Kater und die drei Mausketiere" herausgebrachten Kauf-VHS (Bestell-Nr. 95101).
Dass die Fan-Gemeinde damit trotzdem nicht zufrieden war, lag daran, dass von diesem Film - wie auch von vielen anderen aus der Zeit des geteilten Deutschlands - zwei deutsche Sprachversionen existieren. Und nicht nur in diesem Fall sind beide Synchronfassungen dermaßen unterschiedlich, dass man bisweilen meint, zwei verschiedene Filme vor sich zu haben. So tauft z.B. die auf der Toppic-Videokassette vorhandene westdeutsche Fassung den Kater "Pero" nicht nur kurzerhand in "Perix" um (die Vermutung liegt nahe, dass man hier der Versuchung nicht widerstehen konnte, wenigstens phonetisch auf der damaligen "Asterix"-Welle Trittbrett fahren zu wollen), sondern zieht auch die restliche Namensgebung in Richtung "Brüder Grimm" - und das, obwohl der Film auf der rund einhundert Jahre älteren französischen Märchenversion von Charles Perrault beruht (was übrigens den Namen Pero als Hommage an den Autoren erklät). Die von den ostdeutschen DEFA-Studios produzierte Synchronversion bewies ungleich mehr sprachliches und kulturelles Feingefühl. Und der sehr viel größere Publikumserfolg des Films in der DDR gab den DEFA-Synchronstudios recht.
Aber: Die DEFA-Version gab es lange Zeit nur in der Erinnerung. Anfragen bei Fernsehsendern, Filmarchiven und Rechtsnachfolgern mit der Bitte um eine Wiederaufführung des Films bzw. die Anfertigung einer Privatkopie (was in vielen Fällen problemlos möglich ist) hatten als Reaktion den Hinweis auf fehlende Veröffentlichungsrechte, Spekulationen über einen Archiv-Großbrand oder einfach nur stillschweigendes Schulterzucken zur Folge. Zudem konnte man in der DDR erst ab 1989 Videorecorder kaufen - vier Jahre, nachdem der "gestiefelte Kater" zum letzten Mal im Fernsehen lief. Die Chance, dass damals jemand den Film aufgezeichnet hat, war also sehr gering, und wirklich konnte bis heute kein einziger Video-Privatmitschnitt aufgefunden werden. Pero der Kater war und blieb verschollen.
Bewegung kam schließlich in das Grüppchen der engagierten "Katerfahnder", als bekannt wurde, dass es von der erwähnten letzten TV-Ausstrahlung am Silvesternachmittag 1985 eine private Tonbandaufzeichnung gibt! Und nicht nur von diesem, sondern auch von dem zweiten "Katerfilm" in DDR-Kinos, nämlich "Der gestiefelte Kater reist um die Welt" (Nagagutsu wo haita neko 80 nichikan sekai isshuu; Toei 1976), dessen letzter bekannter Fernsehauftritt noch einige Jahre länger zurückliegt (am 26.05.1980). Sollte es wirklich nicht möglich sein, damit und mit einer der genannten Bildquellen (z.B. der "Perix"-VHS von Toppic) die verschollenen DDR-Kinofassungen zu rekonstruieren? Dazu ist doch eigentlich nichts weiter zu tun, als den Tonbandmitschnitt lippensynchron unter das Bild zu legen...?
Es hatte niemand erwartet, dass dieses Vorhaben mit Einsteigersoftware und zwei Mausklicks gelingt. Allerdings auch nicht, dass selbst ausgewachsene Videoschnittprogramme mit professionellem Anspruch damit hoffnungslos überfordert sind (getestet wurden u.a. Ulead Mediastudio 6 und Adobe Premiere 5.5). Meist lässt sich dort zwar noch die Länge der Tonspur insgesamt verändern; wirklich brauchbare Möglichkeiten zum mehrfachen punktgenauen Angleich oder gar zum intuitiven Kompensieren der bei Analogmaterial unvermeidlichen Gleichlaufschwankungen sind hingegen nicht vorhanden. Es musste also eine eigene Lösung her. So entstand die Idee, den Ton mittels einer Spline-Korrekturfunktion auf das Bild auszurichten - und letztlich das Konzept für AV Adjust.
Das Happy-End soll nicht verschwiegen werden: Dank dieser Aufgabe gibt es nunmehr nicht nur AV Adjust, sondern inzwischen tatsächlich auch wieder einen Kater, der Pero heißt und deutsch spricht - außer hinter verschlossenen Archivtüren vielleicht den einzigen...
So endete diese Seite bis zum 24. September 2010: An diesem Tag brachte die Firma ostalgica.de den ersten Katerfilm auf DVD heraus. Damit erfuhr die DEFA-Synchronisation 40 Jahre nach ihrer Entstehung nun doch noch ihre offizielle Veröffentlichung. Im Dezember 2011 schließlich erschien dann mit der 4-DVD-Box Pero der Held eine Sammlerausgabe, die alle drei Filme um den Kater in sämtlichen deutschen Kinofassungen enthält.
Die Diskussionsseiten, die in den vergangenen Jahren die Veröffentlichung der Katerfilme anregen sollten, sind damit freilich - erfreulicherweise - überholt. Wer Lust dazu verspürt, kann aber noch darin schmökern. An dieser Stelle sei nochmals allen gedankt, die mitgemacht haben und sich um Kontakte mit DVD-Labels, die Klärung der Rechtslage und vieles mehr bemüht haben.
Zwei Ausschnitte aus der privat rekonstruierten DEFA-Synchronfassung des "gestiefelten Katers" können Sie sich hier ansehen. Der Ton entstammt dem besagten privaten Mitschnitt des Autoren auf einem Spulentonbandgerät Tesla B41 aus dem Jahre 1985. Mit AV Adjust wurden Bild und Ton lippensynchron miteinander kombiniert. Gute Unterhaltung :o)
Inhalt | Format | Länge |
Größe |
Download | |
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Freundschaftslied | AVI-Video (DivX 5.0.5), 360x160 Pixel | 163 s |
3860 KB |
oknetdx1.avi | |
"Balkonszene" | AVI-Video (DivX 5.0.5), 360x160 Pixel | 243 s |
5754 KB |
oknetdx2.avi |
Ein herzliches Dankeschön geht ebenfalls an die Mitstreiter am "Projekt Pero"
sowie an Ekke, dessen konstruktive Kritik sehr zur Entwicklung von AV Adjust beigetragen hat.
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