Tutorial 3: Gleichlaufdifferenz

4. Die Anwendung von Spline-Markern

Spline-Marker verstehen

Mit Spline-Markern werden zeitgleiche Stellen im Video- und Audiodatenstrom markiert, indem in jedem Marker ein Korrekturwert für den Bild-Ton-Versatz bestimmt wird. Der Ton wird dabei nicht geschnitten, sondern dessen Abspieltempo wie bei einem Gummiband abschnittweise so angepasst, dass die markierten Stellen gleichzeitig abgespielt werden.

Der Korrekturoffset in den Bereichen zwischen den Spline-Markern wird mit Hilfe einer stetigen Ausgleichsfunktion (eines sog. Splines) interpoliert. Ein solcher Spline zeichnet sich dadurch aus, dass er exakt durch die definierten Stützpunkte verläuft, aber keine spitzen "Ecken" hat. Dadurch ist sichergestellt, dass sich die Abspielgeschwindigkeit nirgendwo sprunghaft ändert.

Lineare Interpolation
Lineare Interpolation
Spline-Interpolation
Spline-Interpolation

Wenn Sie weniger als drei Splinemarker verwenden, bleibt die Abspielgeschwindigkeit im gesamten Projekt konstant. Damit ergeben sich folgende vereinfachte Anwendungen für den Spline-Markertyp:

  • Ein Splinepunkt: Die Tonspur wird insgesamt um den angegebenen Betrag verschoben. Die Abspielgeschwindigkeit des Tons wird nicht verändert. Genau diese Eigenschaft haben wir uns im ersten Projekt zunutze gemacht.

  • Zwei Splinepunkte: Es ergibt sich eine Gerade als Korrekturkurve, die durch die beiden gesetzten Marker verläuft. Zusätzlich zu der durch einen Splinepunkt festgelegten globalen Verschiebung wird das Abspieltempo also über das gesamte Projekt konstant beschleunigt oder verlangsamt. Auf diese Weise haben wir soeben den gleichmäßig wachsenden Bild-Ton-Versatz korrigiert.

Arbeiten mit der Korrekturkurve

Bei der Arbeit mit Spline-Markern ist die Korrekturkurve Ihr wichtigstes Hilfs- und Kontrollelement. Sie haben hier den gesamten Korrekturverlauf mit allen Markern im Überblick, können die Wirkung einzelner Spline-Marker abschätzen und kritische Fehler auf einen Blick erkennen.

Korrekturkurve

  • Die hellblaue Linie zeigt die Änderungen der Abspielgeschwindigkeit des Tons. Wie bisher auch, ist diese Linie eine waagerechte Gerade. Das bedeutet, dass die Abspielgeschwindigkeit im ganzen Videoclip konstant bleibt.

  • Die beiden Punkte auf der hellblauen Linie sind die Positionen Ihrer Marker.

  • Die graue Kurve bildet den Verlauf des Bild-Ton-Korrekturoffsets ab. Dieser Offset verändert sich mit der Lauflänge, und zwar gleichmäßig (weshalb die Linie gerade ist). Auf diese Weise kompensiert der Korrekturoffset den ebenfalls kontinuierlich wachsenden Synchronlauffehler.

In den bisherigen Projekten war der Korrekturoffset stets abschnittweise konstant. Hier jedoch ändert er sich allmählich, wodurch letztendlich die Änderung der Abspielgeschwindigkeit des Tons bewirkt wird. In unserem Beispiel wird das Tempo gleichförmig verlangsamt (erkennbar daran, dass die graue Linie gerade ist und fällt).

Projekt analysieren

Neben der Korrekturkurve, die einen qualitativen Überblick über den Korrekturverlauf gibt, stellt AV Adjust eine quantitative Projektanalyse-Funktion zur Verfügung. Diese rufen Sie über den Menüpunkt Projekt | Analysieren ... auf:

Projektanalyse

Hier sehen Sie u.a., dass der Ton auf reichlich 95% seiner ursprünglichen Geschwindigkeit verlangsamt wurde, aber auch, dass das Abspieltempo ansonsten tatsächlich konstant ist ("Globaler Tempounterschied" beträgt 0%).

Interessant ist zudem, dass im ersten Frame der Korrekturoffset nahe bei 0 liegt. Das deutet darauf hin, dass Bild und Ton tatsächlich synchron starten. Hätten Sie das vorher gewusst, dann hätten Sie sich die Mühe mit dem Justieren des ersten Splinemarkers auch sparen können und statt dessen gleich in Frame Nr. 0 einen Splinemarker mit Korrekturwert 0 gesetzt... ;o)